GASTBEITRAG

Der Stützpunkt Nord/Ost

26. Mai 2025

Seit 2023 baut Der III. Weg auch in Mecklenburg-Vorpommern seine Strukturen aus. Bis dahin gab es in MV nur gelegentlich öffentlich wahrnehmbare Aktionen von Einzelpersonen und kleineren Zusammenschlüssen. Im April 2023 gründete sich jedoch offiziell der Stützpunkt Nord/Ost der Partei. In ihm sind vor allem Mitglieder verschiedener bereits länger existierender und zum Teil inzwischen verbotener Neonazi-Gruppierungen tonangebend. Regionale Schwerpunkte bilden dabei mindestens der Raum Rostock-Güstrow und Pasewalk.

Alte Bekannte

Die meisten Kader des Stützpunktes sind bereits seit Jahren in der extrem rechten Szene aktiv. Im Raum Rostock-Güstrow waren mehrere heutige Parteimitglieder bereits in der mittlerweile verbotenen kameradschaftsähnlichen Struktur Nationale Sozialisten Rostock/Aktionsblog/Baltik Korps organisiert. Dazu gehören , und . Auch in der Region Pasewalk haben vor allem Personen aus der Kameradschaftsszene im III. Weg eine neue Heimat gefunden.

Dadurch, dass sowohl im Raum Rostock, als auch im Raum Pasewalk durch die vorherigen Organisationen bereits lokale Strukturen existieren, können diese vom Dritten Weg weitergenutzt werden. Durch die relativ erfahrenen Kader sind außerdem beide Regionen in der Lage zumindest kleinere Aktionen unabhängig von einander durchzuführen. Beispielsweise finden die meisten Kampfsport-Trainings in Güstrow ohne Beteiligung der Pasewalker Neonazis statt und Infostände in Pasewalk kommen ohne Unterstützung aus Rostock aus.

Zu größeren Aktionen werden jedoch Mitglieder aus allen Regionen mobilisiert. Beispielsweise, wenn für einen Musikvideo-Dreh viele Personen gezeigt werden sollen, oder wenn in Orten mit einer aktiven antifaschistischen Szene wie Rostock öffentlich aufgetreten wird. Teilweise unterstützen bei solchen Gelegenheiten auch Parteimitglieder aus anderen Bundesländern wie Berlin und Brandenburg.

Nachwuchs

Aktuell scheint eines der größten Betätigungsfelder des Stützpunktes die Rekrutierung neuer, meist junger Mitglieder zu sein. Diese werden mit Kampfsport-Trainings und anderen niedrig-schwelligen Aktionen gewonnen. Seit 2024 beteiligen sich vor allem an den Trainings viele Jugendliche, nahezu ausschließlich Männer. Jene werden vermutlich über Telegram erreicht. Dort betreibt der Stützpunkt einen öffentlichen Kanal, auf anderen Social-Media-Plattformen werden Auftritte des Stützpunktes jedoch noch regelmäßig gelöscht.

Die so angeworbenen Jugendlichen werden bei weiteren Veranstaltungen geschult und posieren für Propaganda-Fotos oder Musik-Videos rechter Rapper. So werden ihnen beispielsweise Aktionsformen wie Plakatieren und Stickern beigebracht und gemeinsam durchgeführt. Einige der so in Güstrow rekrutierten Jungen durften sich inzwischen auch bei der Demo des III. Wegs durch Berlin-Hellersdorf am 29. März 2025 präsentieren.

Führungspersonen

Es ist davon auszugehen, dass innerhalb der Organisation straffe Hierarchien herrschen. Aktionen werden anscheinend vor allem von den erfahrenen Mitgliedern vorgegeben. Von den Jüngeren wird Teilnahme erwartet und eingefordert.

Zu den tonangebenden Personen zählt aus Güstrow. Bereits in der verbotenen kameradschaftsähnlichen Gruppe Nationale Sozialisten Rostock/Aktionsblog/Baltik Korps nahm er eine Führungsposition ein. Wegen dieser Rolle ist er aktuell Beschuldigter in einem Gerichtsverfahren zum Vereinsverbot der Organisation. Auch im Stützpunkt Nord/Ost ist er daher einer der führenden Köpfe und leitet regelmäßig Kampfsport-Trainings, wofür er aufgrund seiner langjährigen Kampfsporterfahrung prädestiniert scheint. Auf der Demo am 29. März 2025 lief er weit vorne im Aufzug direkt hinter dem Parteivorsitzenden , während der Rest der Delegation aus MV weiter hinten zu finden war.

Auch der Güstrower ist an der Organisation vieler Aktionen beteiligt und übernimmt teilweise Aufgaben wie das Filmen von Trainings. Auch die Demo am 29. März 2025 in Berlin begleitete er filmisch. Aus der Region Pasewalk scheinen , , und regelmäßig organisatorische Aufgaben zu übernehmen. Inwiefern es innerhalb des Stützpunkts Machtgefälle zwischen ihnen und gibt kann nicht abschließend beurteilt werden. Es ist aber wahrscheinlich, dass Mallows Hang zur Selbstdarstellung wenig Raum für andere Führungsansprüche lässt.

Aktivitäten

Aktuell scheint der Schwerpunkt des Stützpunktes darauf zu liegen, Nachwuchs zu gewinnen und Strukturen im Bundesland aufzubauen und zu festigen. Neben den Regionen Rostock-Güstrow und Pasewalk findet auch eine Vernetzung in Richtung Greifswald statt. So besuchten mindestens , , , , und einen Vortrag des ehemaligen AfD-Politikers Andreas Kalbitz im Haus der extrem rechten Burschenschaft Rugia in Greifswald. Auch zu einer vornehmlich aus Vorpommern stammenden Gruppe junger Neonazis namens „Mecklenburgs Jugend Voran“ wurden kürzlich Kontakte geknüpft.

Abgesehen von Kampfsport-Trainings werden weitere Aktionen durchgeführt. Diese sind größtenteils intern, wie gemeinsame Wanderungen, beispielsweise im Sommer 2024 in Güstrow. Häufig werden dabei Fotos und Videos aufgenommen, um diese später für Propaganda im Telegram-Channel zu nutzen und damit neue Mitglieder zu werben. Auch für die Musik-Videos rechter Rapper hält der Stützpunkt Nord/Ost gerne her. So beteiligten sich mehrere Mitglieder am Dreh eines Videos der Neonazis Makss Damage und Proto.

Für den Inhaftierten Neonazi Manuel Eder alias Kombaat wurde eigens ein Training in einer leerstehenden Lagerhalle in Rostock-Schutow zusammen mit Mitgliedern des Berliner Stützpunktes gefilmt. gab dabei den Anleiter, malte ein Soli-Bild und und behielten die Tür im Auge.  Aus dem Stützpunkt Nord/Ost Umfeld waren unter anderem Jayde Schiemann/Roth, Lio Maxim Scharen, , und Unbekannt 43 anwesend. Aus Berlin/Brandenburg beteiligten sich außerdem , , und .

Auch der Rostocker Daniel Kruschinski ist in dem Video zu sehen. Wie die anderen Neonazis zeigt er die gekreuzten Arme in Solidarität mit Kombaat, welcher das X in seinem Logo trägt und sich als Straight Edge bezeichnet. Auch bei dem Rostocker Kampfsportverein Baltic Fighters taucht Kruschinski häufig in Instagram Stories auf, dort zeigt er sich ebenfalls mit gekreuzten Armen. Dem Verein sind dessen rechtsradikale Umtriebe vermutlich nicht bewusst. 

Für Propaganda-Aktionen nutzt der Stützpunkt auch immer wieder Graffiti. Häufig scheint dabei das Sprühen dieser zu übernehmen, er wird zumindest mehrfach in Videos dabei gezeigt. Die Qualität der von Wündsch an legalen Flächen gesprühten Bilder liegt dabei meist unter der durchschnittlicher Bombings.

Bei internen Veranstaltungen geht es auch um die Vernetzung innerhalb der Gruppe, die Bindung neuer Mitglieder und die Weitergabe von Fähigkeiten. Besonders der Kampfsport dient dazu die Anhänger auf Gewalttaten auf der Straße gegen Andersdenkende und politische Gegner vorzubereiten. 

Welche Konsequenzen dies haben kann zeigte eine Demokratie-Demo am 05. Februar 2024 in Pasewalk. Dort störten Neonazis, unter ihnen mindestens eine Person aus dem Stützpunkt-Umfeld die Veranstaltung. Im Nachgang wurde ein Demo-Teilnehmer überfallen und verletzt. Die Täter wurden nicht identifiziert, ob auch hier Dritter-Weg-Mitglieder oder Sympathisanten beteiligt waren kann zumindest gemutmaßt werden.

Darüber hinaus sind größere Angriffe aus dem Stützpunkt-Umfeld bisher nicht bekannt. Die Beobachtung der Struktur ist in Mecklenburg-Vorpommern jedoch nicht flächendeckend möglich. Gerade das Geschehen in Kleinstädten und Dörfern liegt oft im Dunkeln. Es ist aber davon auszugehen, dass spätestens mit zunehmender Festigung der Strukturen im Bundesland auch der Anteil des Dritten Wegs an der hohen Zahl rechter Gewalttaten steigt.

Anti-Antifa-Aktivitäten wie sie beispielsweise aus Berlin bekannt sind hat der Stützpunkt bisher nicht wahrnehmbar entfaltet, auch wenn vereinzelt Mitglieder am Rande linker Veranstaltungen auffielen. So beobachtete Nachwuchsmitglied Jayde Schiemann/Roth am 08. Februar 2025 eine linke Demo auf dem Neuen Markt in Rostock.

Öffentliche Veranstaltungen, bei denen Außenstehenden die Ideologie des III. Wegs vermittelt werden soll sind noch recht selten. Sie fanden bisher vor allem in Form von Infoständen beispielsweise in Pasewalk und Rostock, aber auch in Torgelow, Ückermünde und Prenzlau statt. 

Zu solchen Gelegenheiten werden Flyer verteilt und es wird versucht Menschen anzusprechen. Die Neonazis sind dabei bedacht diese Veranstaltungen zumindest in größeren Städten mit aktiver Zivilgesellschaft wie Rostock nicht vorher bekannt werden zu lassen. Eine Auseinandersetzung mit politischen Gegnern wollen sie vermutlich vermeiden und erhoffen so eher die Ziele ihrer Aktion erreichen zu können.

Vernetzung

Der Stützpunkt pflegt eine gute Beziehung zu den Partei-Ablegern in Brandenburg und Berlin. Regelmäßig helfen die Stützpunkte sich untereinander. Im Frühjahr 2024 unterstützten die Berliner Neonazis , , und bei Aktionen in Güstrow und Rostock. Bei dieser Gelegenheit waren auch Neonazis aus Bautzen zu Besuch. Die rechten Aktivisten aus MV, , und tauchten wiederum in Berlin bei einem Dritter-Weg-Training im Stadtpark Lichtenberg auf

Die Beteiligung mehrere Stützpunkt-Mitglieder am bereits erwähnten Musik-Video von MakssDamage und Prototyp in Bautzen verdeutlicht ihre Verbindungen nach Sachsen. Und auch in die Ukraine scheinen sie Beziehungen zu haben. Dafür spricht die Produktion von Szenen eines Musik-Videos des Neonazis Kombaat zu einem Song, der den Krieg in der Ukraine thematisiert. Außerdem hielt sich das Stützpunkt-Mitglied Leon Bötefür 2024 mindestens eine Zeit lang in der Ukraine auf. Er nahm an einer extrem rechten Konferenz teil, postete aber auch regelmäßig Fotos von sich in Kampfmontur.

Innerhalb der rechten Szene treibt der Stützpunkt seine Vernetzung außerdem durch die Teilnahme an Szeneveranstaltungen wie dem Tollense-Marsch oder dem Vortrag in der extrem rechten Burschenschaft Rugia in Greifswald voran. Beim jährlichen Szeneaufmarsch am 8. Mai 2025 in Demmin war bis auf Joel-Maxim Czierpka jedoch niemand aus den Reihen des III. Wegs zu sehen.

Ausblick

Seit seiner Entstehung baut der Stützpunkt Nord/Ost des III. Wegs in Mecklenburg-Vorpommern seine Strukturen aus. Durch die Vernetzung bereits bestehender extrem rechter Strukturen versuchen sie ihre Kräfte zu bündeln, gleichzeitig steht die Gewinnung neuer junger Kader im Vordergrund. Die Mitglieder werden währenddessen weiter auf den Kampf gegen politische Gegner vorbereitet, auch wenn die offene Konfrontation bisher eher selten gesucht wird.

Es ist nicht auszuschließen, dass dem aktuellen Strukturaufbau in der Zukunft eine Phase größerer Konfliktbereitschaft folgen wird, in welcher politische Gegener verstärkt angegriffen werden.

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