Am Samstag, dem 10. Mai 2025 fand der jährliche Trauermarsch für Sébastien Deyzieu in Paris statt. Deyzieu war 1994 im Nachgang eines verbotenen Aufmarsches der „Jeunesses nationalistes révolutionnaires“ („Revolutionäre Nationalistische Jugend“) von der Polizei verfolgt worden und stürzte dabei von einem Gebäude. Er war Mitglied der ultranationalistischen und antisemitischen Gruppe „L’Œuvre française“ („Das Französische Werk“). Seitdem kommt es jährlich zu extrem rechten Trauermärschen, organisiert vom „Comité du 9 Mai“ („Komitee des 9. Mai“), kurz C9M. Gegründet wurde das Bündnis ursprünglich von „Groupe union défense“ (GUD) und „Front national de la jeunesse“ („Nationale Jugendfront“).
Dieses Jahr folgten etwa 1000 Neonazis aus ganz Europa dem Aufruf. Die Nationalrevolutionäre Jugend (NRJ) war bereits im letzten Jahr mit einer Delegation vertreten und nahm auch dieses Jahr am Aufmarsch teil. Etwa die Hälfte der Gruppe wurde von den Stützpunkten in Berlin und Brandenburg gestellt, darunter Erik Storch (1), Wicky Wietasch (2), Lennart Henze (3), Enrico Rehling (4), Luca Böttcher (5), Larsen Aslan (6), Leander Schultze (7) und eine namentlich unbekannte Aktivistin (8).
Die NRJ nutzt die Aufmärsche zur internationalen Vernetzung mit faschistischen Jugendgruppen. Bereits im Vorjahr kam es rund um die Demonstration zu gemeinsamen Aktvitäten mit dem „Active Club Dietsland“ aus den Niederlanden und der „Patriot Front“ aus den USA.
Auch dieses Jahr tauchten im Nachgang des Aufmarsches gemeinsame Gruppenbilder der NRJ mit rechten Jugendorganisation in den Sozialen Medien auf. Darunter erneut der „Active Club Dietsland“ sowie die spanische Gruppe „Devenir Europeo“, mit die NRJ Berlin/Brandenburg bereits mehrfach Kontakt hatte.
Zudem veröffentlichte Die Gruppe „Luminis“, eine nationalrevolutionäre Gruppe aus Paris, auf Telegram ein gemeinsames Bild mit der NRJ und dem Active Club Schweden. Zusammen habe man ein internationales MMA-Training durchgeführt.
„Luminis“ wurde 2020 gegründet und besteht aus 20-30 Person. Sie gelten als gewaltaffin und wie für andere nationalrevolutionäre Gruppen gehört Kampfsport für sie zum Hauptaktionsfeld. Häufig kommen sie hierfür mit anderen faschistischen Gruppen zusammen. Hauptakteur der Gruppe ist der ehemalige Leiter von „Concarde Ile-de-France“ Tim Frey. Zu den Mitgliedern von Luminis gehört auch Maylis de Cibon, parlamentarische Mitarbeiterin der extrem rechten Partei „Groupe Rassemblement National“ um Marine Le Pen.
Wie unschwer zu erkennen ist nutzt die NRJ das Angebot zur internationalen Vernetzung in vollen Zügen. Internationale Events dieser Größenordnung gibt es nur wenige. Zum Teil wird von staatlicher Seite versucht die Neonazis durch Ausreiseverbote an der Teilnahme zu hindern. Zuletzt konnte dies bei der Anreise nach Budapest im Februar 2025 beobachtet werden. Für den C9M-Marsch in Paris gibt es solche Maßnahmen offenbar nicht im gleichen Ausmaß. Die Gruppen, mit denen sich hier vernetzt wird legen ein militantes Auftreten an den Tag bzw. sind in der Vergangenheit bereits durch gewaltsame Übergriffe aufgefallen. Es ist davon auszugehen, dass es aufbauend auf die dort gepflegten Kontakte auch abseits dieser Veranstaltung zu Kooperationen kommt, die für die Öffentlichkeit schwer einsehbar sind.
